Literatur

Literatur

Rudolf Leo, Versteckt und verschwiegen, Erinnerungen von Siegfried Loewe, Otto Müller Verlag, Salzburg 2022

Nur wenigen wird die Auszeichnung zuteil, eine „Gerechte unter den Völkern“ zu sein. Die damals 100-jährige Andrée Geulen als Brüssel gehört dazu. Während der NS-Zeit versteckte sie in Belgien jüdische Kinder und bewahrte sie vor dem sicheren Tod. Viele haben ihre Eltern nie wiedergesehen und wurden in Adoptivfamilien großgezogen.

So erging es auch Siegfried Loewe und seiner Schwester Rebecca, die als Kleinkinder von 1942 bis 1945 versteckt wurden. Nach Kriegsende und später im Leben, als Siegfried Loewe längst mehrere Studien abgeschlossen hatte, erfolgreich war und privates Glück gefunden hatte, stellte er stets fest, dass das Verstecken nie ganz aufgehört hat. Im hohen Alter beschloss er, seine Geschichte offenzulegen und damit alles, was dazugehört: Ängste, Scham, Wut, Trauer über Verlorenes. Der Wiener Historiker Rudolf Leo hat Siegfrieds Erzählung aufgeschrieben, Fakten recherchiert und Archivmaterial hinzugezogen. So entstand das Porträt einer Reise von Brüssel nach Wien – mit vielen schmerzhaften Stationen, mit ungeplanten Zwischenstopps, aber auch mit hoffnungsvollen Ausblicken und einem Ankommen am Ende.

Andrée Geulen durfte sich im Herbst 2021 über eine Glückwunschkarte aus Wien freuen: von Siegfried Loewe, geb. Grossmann, der ihr sein Leben verdankt.

„dachaureif“  – Der Österreicher-Transport aus Wien in das Konzentrationslager Dachau am 1./2. April 1938: Biografische Skizzen der Opfer“

Claudia Kuretsidis-Haider und Rudolf Leo

Am Morgen des 12. März 1938 überschritten die Truppen der Deutschen Wehrmacht Österreichs Grenzen und bereits am 1. April 1938 ging der erste Transport mit 150 Verhafteten vom Wiener Westbahnhof in das KZ Dachau. Darunter befanden sich unter anderem Angehörige der Vaterländischen Front, aber auch deren politische Gegner, Sozialdemokraten und Kommunisten, sowie eine größere Gruppe bekannter jüdischer Künstler und Wirtschaftstreibender. Aufbauend auf die von Wolfgang Neugebauer und Peter Schwarz im Jahr 2008 herausgegebene Broschüre „Stacheldraht mit Tod geladen…“ über den ersten Österreicher-Transport in das KZ Dachau wurden Biografien aller Häftlinge des so genannten „Prominententransports“ erstellt und Fotos dieser Personen in öffentlichen Archiven sowie Privatsammlungen recherchiert.

In der Zugangsliste des Konzentrationslagers Dachau waren am 2. April auch Sicherheitsbeamte aus Oberösterreich und Salzburg. Auch ihre Biografien sind im Werk enthalten.

Claudia Kuretsidis-Haider/Rudolf Leo: „dachaureif “. Der Österreichertransport aus Wien in das Konzentrationslager Dachau am 1. April 1938. Biografische Skizzen der Opfer, Wien 2019, ISBN: 978-3-901142-75-8, 344 S., mit zahlr. Abb., € 25.

Herausgegeben vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und von der Zentralen österreichischen Forschungsstelle Nachkriegsjustiz.

Rudolf Leo, Pinzgau unterm Hakenkreuz, Otto Müller Verlag, Salzburg 2013

Am 29. März 1931, sieben Jahre vor dem so genannten „Anschluss“, finden im Land Salzburg Gemeinderatswahlen statt. Im Pinzgauer Kurort Zell am See votieren, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, bereits rund 30 Prozent für die Nationalsozialisten! Bisher unveröffentlichte Dokumente zeigen, wie früh die Hitlerbewegung im Pinzgau massive Erfolge verzeichnen konnte. Darüber hinaus widmet sich dieses Buch in besonderem Maße den Opfern des Widerstands. Wie im gesamten „Deutschen Reich“ werden auch in den Salzburger Tälern Frauen und Männer verfolgt, inhaftiert und vernichtet. Das Schicksal dieser Menschen ob Sozialdemokraten, Kommunisten, Christlich-Soziale, Kritiker, Deserteure, Priester, Roma und Sinti, Juden oder Zwangsarbeiter hat der Historiker Rudolf Leo akribisch recherchiert. Seinem Geschichtsverständnis einer Geschichte von unten entsprechend, gibt er nicht nur den Opfern der NS-Verfolgung eine Stimme, sondern setzt sich auch mit dem politischen Alltag in der Region auseinander.

Die zweite Auflage des Buches erschien im Dezember 2013

bruckbuch

Rudolf Leo, Bruck unterm Hakenkreuz, Otto Müller Verlag, Salzburg 2015

Bruck an der Großglocknerstraße ist eine der ersten Gemeinden im Pinzgau (Land Salzburg), die eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung ihrer Gemeinde über die Zeit während des Nationalsozialismus durchführen lässt – in der Ortschronik fehlten diese Jahre bisher. Bruck nimmt während der NS-Zeit durch seine geografische Lage eine besondere Stellung ein: Der Bau der Großglocknerstraße, bringt tausende Arbeitslose in die Region; durch die Errichtung eines Außenlagers des Konzentrationslagers Dachau im Schloss Fischhorn werden KZ-Häftlinge nach Bruck deportiert; die Errichtung des Wasserkraftwerkes Kaprun bringt Zwangsarbeiter in die Gegend. Eines der grausamsten Ereignisse in der Geschichte der Gemeinde beginnt im Behindertenheim St. Anton: mindestens 46 ehemalige Bewohner der Caritas Anstalt werden von den Nationalsozialisten ermordet. Der Historiker Rudolf Leo nimmt nun nach seinem erfolgreichen Buch Der Pinzgau unterm Hakenkreuz die Gemeinde Bruck in den Blick, hat Opferbiographien recherchiert, Akten gesichtet, Dokumente über das Schicksal ermordeter zusammengetragen. Unter anderem konnte er – nach mehr als 70 Jahren Ungewissheit – der italienischen Familie Groppo aus Mason die Todesumstände ihres Sohnes, Bruders und Neffen Giuseppe mitteilen, der als junger Bursche in den Pinzgau zur Zwangsarbeit verschleppt wurde und bei einem Fluchtversuch in den Alpen erfror.

literatur

Weitere Publikationen:

Marko Feingold „Niemals Vergessen“, In: Menschen im Andräviertel, Stadtteilgeschichten Salzburg, Renate Böhm (Hg) bom&bom, Salzburg 2018

Bürgerrecht für Mitspieler – Rechtliche Tips für initiative Bürger/innen. (Beran, Heinrich, Kladensky, Steinhauer) Falter Verlag, Wien 1996

Die Prügelknaben der Nation – Chronik einer Schande. (Petrovic, Anschober Hrsg., Mader, Kamhuber, Hohenberger) Edition va bene, Wien, 1995

„Grünes Konzept zur öffentlichen Sicherheit“ (Pilz, Anschober, Jerusalem, Brugger, Völker, Briger, Fuchs) Grüne Bildungswerkstatt, Wien, 1994

LEGAL, ILLEGAL… – Rechtliche Tips für mündige Bürger/innen. (Beran, Heinrich, Kladensky, Steinhauer) edition sandkorn, 1. Auflage 1990, 2. überarbeitete Auflage, Linz 1992

„Alpen-Stasi“ – Die 2. Republik im Zerrspiegel der Staatspolizei. (Zeger, Prader, Sassmann, Davy, Noll) edition sandkorn, Linz 1990

Prügelnde Polizisten – Zum 40. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte. (Mit Beiträgen von: Staudinger, Pilz, Novak, Zembaty, Pochieser, Hornyik, Prader) Hrsg.: Der Grüne Klub im Parlament, Eigenverlag, 1988

Wissenschaftliche Arbeiten:

Rudolf Leo – Die NS-Vergangenheit des Personals am Pavillon 15 „Am Steinhof“ und an der „Rett-Klinik“
Beitrag in Hemma Mayerhofer, Gudrun Wolfgruber, Katja Geiger, Walter Hammerschick, Veronika Reidinger (Hg.), Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in der Wiener Psychiatrie von 1945 bis 1989, Stationäre Unterbringung am Steinhof und Rosenhügel, Schriften zur Rechts- und Kriminalsoziologie, Band 8, LIT Verlag, Wien 2017

Mitarbeit am Endbericht der Wilhelminenbergkommission (Wien, 2013)

http://www.kommission-wilhelminenberg.at/presse/jun2013/Bericht-Wilhelminenberg-web_code.pdf

Dissertation: „Der Nationalsozialismus im Pinzgau (Land Salzburg) 1930 bis 1945 “ Widerstand und Verfolgung – Diktatur in der Provinz“ (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien, 2012)

„Fußball im Konzentrationslager“ (Wien, 2008)

„Der Währinger jüdische Friedhof während des Nationalsozialismus“ (Wien, 2008)

Diplomarbeit: „Steckt Österreichs duale Lehrlingsausbildung in einer Krise? – Die duale Lehrlingsausbildung im Parteienvergleich“ (Institut für Erziehungswissenschaften, Universität Wien, 1994)