Maria Eder, Kohlschnaitbäurin Bruck
Widerstand war schon, wenn man einfach anständig bleiben wollte
Nicht alle sehen der schlechten Behandlung der Zwangsarbeiter*innen im Pinzgau tatenlos zu. Die damals 57jährige Kohlschnait[1]-Bergbäuerin aus Bruck an der Großglocknerstraße Maria Eder, Mutter von 13 Kindern, Trägerin des goldenen Ehrenkreuzes der deutschen Mutter, Mitglied des Deutschen Frauenwerks und Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), ist politisch unverdächtig. Sie zeigt Zivilcourage. Vor allem in der Region rund um Bruck, Kaprun sind zahlreiche Zwangsarbeiter*innen eingesetzt. Im Kraftwerksbau, Stollenbau oder beim Schloss Fischhorn. Die Zwangsarbeiter*innen werden täglich zur Arbeit gebracht, der unerträgliche Zustand der Häftlinge ist für alle im Ort sichtbar. Die meisten Einheimischen schweigen. Maria Eder nicht. Am 8. Jänner 1940 schreibt sie eine Postkarte an die „Salzburger Landeszeitung“. Das Schreiben der Bergbäuerin Eder gibt Einblick in die Lebenssituation der Gefangenen:
„Ihren Zeitungsantrag weise ich zurück, verwende dafür das Geld zur Erleichterung des Loses der armen Gefangenen in Kaprun, die doch auch nichts dafür können, daß sie da sein müssen. Eine solche Behandlung ist eine Schande für uns Deutsche. Aller Mittel entblößt, ohne Socken und Handschuhe auf dem Bau arbeiten bei der Kälte und der Kost uneingemachtes Kraut und Wrukensuppe zum Mittagessen, wo doch immer geschrieben wird, daß es keine Not gibt im Lande.“
Am 17. Jänner 1940 wird Maria Eder auf Grund der Postkarte von der Gestapo wegen „Vergehens nach dem Heimtückegesetz, bzw. Verbreitung falscher Gerüchte“ verhaftet und in das Amtsgericht Zell am See eingeliefert. Frau Eder hat Glück. Sie trifft auf einen Gendarmen, der sie schließlich wieder nach Hause schickt.
Maria Eder überlebt das Ende des Krieges nicht. Am 31. Jänner 1944 stirbt sie, 61jährig, im Krankenhaus Schwarzach.
[1] Auch „Kohlschneit“ genannt