Wildalm, alte Hütte – Flora Stainer
(c) Rudolf Leo: Flora Stainer, Heimatforscherin, Mundartdichterin und Lehrerin
Wildalm, alte Hüttn
Flora Stainer wird am 13. September 1909, fünf Jahre vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges, in Neukirchen geboren. Nach der Ausbildung zur Volksschullehrerin unterrichtet sie an verschiedenen Schulen im Pinzgau. Floras Leidenschaft ist das Sammeln von Geschichten, Sagen und Märchen. Penibel dokumentiert die Mundartdichterin handschriftlich die Geschichte und die Geschichten ihrer unmittelbaren Umgebung. Großen Wert legt sie dabei auf die lautgetreue Wiedergabe des Dialektes. Eine Kunstform, die immer seltener wird. Die Heimatforscherin rettet unzählige Sagen vor dem Vergessen. Ihre größte Liebe gilt den Bergen. Ihrer Lieblingsalm, die Wildalm in Neukirchen, besucht sie exakt 333 (!) Mal. Ihre Verbundenheit speziell zu dieser Alm hält sie in zahlreichen berührenden Gedichten fest. Am 12. Oktober 1961 notiert sie:
Wildalm, alte Hüttn,
hams di abgrißn ga?
Wem bist dann an Weg gwen?
Mir gehst sakarisch a!
So oft bin i gwandert,
vom Tal aufa zu dir.
Wann mir unt nix mehr passt hat,
bist du guat gwen mit mir.
Wildalm, alte Hüttn,
hast oft selten schön gleicht,
wie a schneeweißa Tram,
der all’s Schware vascheicht.
De Noie steht wohl
recht rantig herobn.
Wer di nit hat kennt,
tuat si leicht mit’n Lobn.
Um mi weascht schö langsam
ja a so vü noi.
Da tua i mi schwa!
Mi bind ja die Troi.
Dei Grab is ma bliebn,
rundum fassens Stoa.
Da sitz i oft lang –
Geh’ neamd a, bin alloa.
Bis zur Pensionierung ist sie Volksschullehrerin in Neukirchen. Flora stirbt am 7. Dezember 1993 in ihrer geliebten Heimatgemeinde.
FOTO: Leni Wall