„Die Wissenschaft wird wohl eine Entschuldigung gelten lassen“
(c) Rudolf Leo: Afra Hechenberger (geborene Foidl) wird am 28.11.1890 in Tirol geboren. Gemeinsam mit ihrem Mann und den Kindern zieht Afra in den Pinzgau und siedelt sich auf einem Bergbauerhof in Walchen an. Afra ist literarisch hochbegabt. Bildung ist allerdings Luxus in dieser Zeit. Sie hat, wie viele ihrer Zeitgenossen, nichts von diesem Luxus. Kinder und Enkel beschreiben sie als warme, zufriedene und sehr fleißige Frau. Legendär sind ihre zahlreichen kreativen Entschuldigungsschreiben an die Lehrerin, die dokumentieren, wie schreibgewandt sie war. Diese geben gleichzeitig Einblick in die harte Zeit der Zwischenkriegszeit. Im Winter sind die Entschuldigungsschreiben meistens auf den Schnee bezogen, der die Kinder vom Unterricht abhält. Aber es gab auch andere Gründe: „Liebe Lehrerin! Peterl’s Schuhe bedurften dringender Reparatur, sind wieder in Ordnung und der Schulbesuch wird angeknüpft. Liebe Grüsse von Mutter.“ Oder: „Liebe Lehrerin! Wir sind derzeit etwas marod, 4 liegen im Bett. Peterl war auch etwas angesteckt. Liebe Grüße aus Mitteregg.“ Die häufigste Entschuldigung für viele Kinder aus der Landwirtschaft in diesen Jahren ist die Arbeit. Afra formuliert es folgendermaßen: „Liebe Lehrerin! Die erste Notwendigkeit des Lebens ist die Ernährung. Peterl musste bei der Ernte der Kartoffel fleißig mithelfen. Denn seine Mutti hatte diese Knollen im Tal drunten angebaut. Für die Belassung des Ackers musste dem Bauern bei seiner gesamten Ernte mitgeholfen werden. Die Wissenschaft wird obigen Grund wohl eine Entschuldigung gelten lassen. Herzliche Grüsse von beiden krumm geschundenen Muttis.“ Nicht überliefert ist, wie die liebe Lehrerin die Kreativität von Afra beurteilt hat.
Foto: Magdaelna Vorreiter