Archiv

17. September 2019

Symposion: Nisko 1939 – Erste Massendeportation aus Wien / Deportation und Vernichtung – Maly Trostinec

Koordination: Claudia Kuretsidis-Haider, Christine Schindler, Winfried R. Garscha, Wolfgang Schellenbacher

Gesamtmoderation: Claudia KRAFT, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien
Der vom NS-Regime am 1. September 1939 entfesselte Zweite Weltkrieg beschränkte die Möglichkeiten zur weiteren Flucht und Vertreibung der Juden und Jüdinnen aus dem Deutschen Reich. Die nationalsozialistische Führung forcierte deshalb die Planungen zur Schaffung eines „Judenreservates“ im Gebiet östlich von Nisko am Fluss San an der Grenze des „Generalgouvernements“. Dieser Plan gelangte zwar nicht zur Durchführung, dennoch ließ der Chef des RSHA Reinhard Heydrich, dem von Reichsführer SS Heinrich Himmler die Organisation der Zwangsumsiedlung übertragen worden war, von Adolf Eichmann, Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien, Deportationszüge zusammenstellen. Im Rahmen dieser Aktion gelangten von Wien aus zwei Transporte nach Nisko: der erste am 20. Oktober 1939 mit 912 und der zweite am 27. Oktober 1939 mit 672 Männern. Die Erstellung der Liste wurde der Israelitischen Kultusgemeinde übertragen. Allerdings konnte nur ein kleiner Teil der Deportierten, etwa 200 Männer, im Lager, das sie selbst aufbauen mussten, unterkommen. Die Mehrheit hingegen wurde unter Abfeuerung von Schreckschüssen über die deutsch-sowjetische Demarkationslinie gejagt. Die meisten von ihnen bemühten sich bei den sowjetischen Behörden um Rückkehrmöglichkeiten nach Wien, weshalb sie der sowjetische Geheimdienst NKWD als „politisch unzuverlässig“ einstufte und in Zwangsarbeitslager verbrachte. 198 Männer, die in Nisko verblieben sind, kamen nach dem Ende der Aktion nach Wien zurück. Viele von ihnen wurden später in den nationalsozialistischen Vernichtungsstätten ermordet. Das internationale Symposion Nisko 1939: Erste Massendeportation aus Wien stellt den Auftakt eines vom DÖW für die nächsten Jahre geplanten Forschungsschwerpunktes dar. Ziel ist die über das wichtige Werk von Jonny Moser, Nisko – Die ersten Judendeportationen, hinausgehende Erschließung von weiteren Quellen zur Nisko-Aktion sowie das Sichtbarmachen des Schicksals der deportierten Männer.

12.30 – 13.00 Uhr
Begrüßung
Gerhard BAUMGARTNER (DÖW) und Maria MALTSCHNIG (RI)

13.00 – 14.00 Uhr
Winfried R. GARSCHA (DÖW)
Überblick über die Nisko-Aktion und ihre Vorgeschichte

14.00 – 14.45 Uhr
Claudia KURETSIDIS-HAIDER (DÖW)
Biografische Skizzen zu Nisko-Deportierten aus Wien
Im Gespräch mit Oskar GRÜNWALD, Sohn des nach Nisko deportierten Willi Grünwald

14.45 – 15.00 Uhr: Kaffeepause

15.00 – 15.45 Uhr
Andrea LÖW (Zentrum für Holocaust-Studien am IfZ München)
Briefe deportierter Juden

15.45 – 16.30 Uhr
Olga RADCHENKO (Bohdan Khmelnytsky National University, Cherkasy, Ukraine)
Jüdische Nisko-Deportierte in der Sowjetunion

16.30 – 17.15 Uhr
Wolfgang SCHELLENBACHER (DÖW)
Das DÖW-Projekt „Nisko 1939: Online-Edition zur ersten Massendeportation aus Wien“