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25. / 26. September 2017

Vertreibung und Vernichtung. Neue quantitative und qualitative Forschungen zu Exil und Holocaust

Trotz der in den letzten Jahrzehnten in großer Anzahl vorgelegten Arbeiten zu unterschiedlichen Teilaspekten der Vertreibung, Verfolgung und Ermordung der österreichischen Jüdinnen und Juden war die Analyse der Zusammensetzung der verschiedenen Gruppen innerhalb dieses Opferkollektivs in ökonomischer und gesellschaftlicher Hinsicht sowie nach unterschiedlichen Kriterien wie beispielsweise Alter oder Geschlecht ein Desiderat. Das 2014 bis 2017 durchgeführte Projekt Vertreibung und Vernichtung. Neue quantitative und qualitative Forschungen zu Exil und Holocaustvernetzt die Exil-Projekte des DÖW mit dem Projekt der Namentlichen Erfassung der österreichischen Holocaustopfer und hat sich zum Ziel gesetzt, diese Forschungslücken zu schließen. Damit sind für die aufgrund der „Nürnberger Gesetze“ als Jüdinnen und Juden Verfolgten Fragen zum sozialen Beziehungsgefüge, zur Geschichte der Vertreibung und Vernichtung und zum späteren Schicksal dieser quantitativ größten Gruppe von NS-Opfern, die auch dem größten Vernichtungsdruck ausgesetzt war, zu beantworten und eine sozialstrukturelle Analyse sowie eine kollektivbiographische Annäherung sind möglich.

Zum Abschluss des Projektes präsentierte das DÖW die Ergebnisse seiner langjährigen Forschungsarbeiten und kontextualisierte sie mit der aktuellen Holocaustforschung. Darüber hinaus wurde ein Ausblick auf die künftigen Forschungsvorhaben des DÖW im Bereich der Holocaustforschung gegeben.

Der Bogen zur Gegenwart wurde bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Wiener Vorlesungen zum Thema Flucht und Vertreibung damals und heute gespannt. Judith Brandner (ORF) hat mit der Historikerin Gabriele Anderl (Mitherausgeberin des Buches Schleppen, Schleusen, Helfen. Flucht zwischen Rettung und Ausbeutung), der Kommunikationswissenschaftlerin Evelyn Steinthaler von SOS Mitmensch (Arbeitsschwerpunkt Integration, Asyl und Antirassismus), der Psychologin Friedrun Huemer von Hemayat (Zentrum für medizinische, psychologische und psychotherapeutische Betreuung von Folter- und Kriegsüberlebenden) sowie dem Schriftsteller und Historiker Doron Rabinovici, dessen Eltern den Holocaust überlebten, Unterschiede und Parallelen der Fluchtsituation und Vertreibung in und nach dem Zweiten Weltkrieg sowie im Zuge der gegenwärtigen Flüchtlingsbewegungen diskutiert.

Programm: http://www.doew.at/cms/download/e1o79/symposion-outline-und-programm_end.pdf